Typische Fehlerquellen in Bauprojekten vermeiden

Vielen mag das bekannt vorkommen: Der Baufortschritt ist in vollem Gange, doch hier und da tun sich immer mehr Probleme auf. Falsches Material, fehlerhafte Abmessungen, zu wenig Kommunikation unter den Beteiligten. Wie solche Pannen vermieden werden können – und warum gerade das Thema Türen so herausfordernd für Bauleiter ist –, darüber sprachen die Experten im neuen GEZE-Studio in Leonberg.

Fehlende Kommunikation in Bauprojekten

Der Expertenblick aus der Wissenschaft kam vom Leiter Forschungsprogramm Systemisches Management an der Universität St. Gallen Prof. Dr. Thomas Schuhmacher.

Der Expertenblick aus der Wissenschaft kam vom Leiter Forschungsprogramm Systemisches Management an der Universität St. Gallen Prof. Dr. Thomas Schuhmacher. © GEZE GmbH

Prof. Dr. Thomas Schumacher von der Universität St. Gallen skizzierte direkt zu Beginn das Grundproblem bei Bauprojekten. Alle Beteiligten blicken von unterschiedlichen Perspektiven auf dasselbe Thema und jedes der beteiligten Gewerke hat einen anderen Fokus. Josef Faßbender, Sachverständiger und ausgewiesener Spezialist im Bereich der Türtechnik, bestätigte dies mit Beispielen aus der Praxis und zeigte anhand von Fotos auf, was dabei herauskommt: falsches Material, das hinter der Tür verbaut wurde (entscheidend für den Brandschutz, ein zu großer Luftspalt unter der Tür, weil fälschlicherweise zuerst der Fußboden eingebaut wurde und dann die Tür, ein fehlendes Oberlicht. Ein erstes Fazit der Runde: Auf die Kommunikation untereinander kommt es an – von der Bauleitung über die Montage bis zur Wartung.

Zum Video

Wenn die linke Hand nicht weiß, was die rechte tut ...

2003 gründete Roland Joss zusammen mit Partnern die e-tool ag, eine Firma, die sicherheitstechnische Gewerke plant, koordiniert und überwacht.

2003 gründete Roland Joss zusammen mit Partnern die e-tool ag, eine Firma, die sicherheitstechnische Gewerke plant, koordiniert und überwacht. © GEZE GmbH

... ist Chaos vorprogrammiert. Das gilt insbesondere für die Türplanung. Wie Roland Joss, Experte für Sicherheits- und Türfachplanungsprojekte, erläuterte, ist dieses Thema „seit 5 bis 10 Jahren in den Köpfen der Architekten angekommen, weil die Komplexität hier extrem gestiegen ist, auch durch das elektronische Zutrittssystem“. Wichtig sei es, hier die Sicherheitsplanung mit Brandschutz und Fluchtwegplänen sowie das Nutzerkonzept an den Anfang zu stellen – und erst anschließend die „traditionelle Türfachplanung“ anzugehen. Und woran merkt man, dass eine Tür gut geplant wurde? Die Antwort hatte Katrin Höfer, Geschäftsführerin der GEZE Service GmbH schnell parat: „Wenn alle Gewerke miteinander gut funktionieren, wenn das Gewerk zuvor weiß, was es erbringen muss, damit wir als Hersteller einbauen können... Und dass nicht erst auf der Baustelle die Idee entworfen wird: Wie hätten wir es denn gern?“

Zutrittskontrolle, Einbruchsicherung, Rauchschutz, Brandschutz, Fluchtweg etc. – das Bauteil Tür ist sehr komplex.

Josef Faßbender, Experte und Sachverständiger im Bereich der Türtechnik

Klare Kommunikation für ein optimales Ergebnis

Josef Faßbender, bereits seit 2005 von der Handwerkskammer Aachen öffentlich bestellter und vereidigter Sachverständiger für das Metallbauerhandwerk.

Josef Faßbender, bereits seit 2005 von der Handwerkskammer Aachen öffentlich bestellter und vereidigter Sachverständiger für das Metallbauerhandwerk. © GEZE GmbH

Ob Drehflügelantrieb, Feststellanlage oder Schließfolgeregelung – die Nutzeranforderungen müssen vorab deutlich beschrieben werden. So betonte Josef Faßbender, dass „die exakte Funktionsbeschreibung einer Türanlage“ wichtig sei, damit der Nutzer wisse, ob diese seinen Anforderungen genau entspricht. Anschließend könnten dann die weiteren Schnittstellen wie Wände, Decken, Böden und Elektroleitungen passgenau in Angriff genommen werden. „Deshalb ist ja dieses Bauteil Tür eines der komplexesten“, betonte Faßbender, „mit Zutrittskontrolle, Einbruchsicherung Rauchschutz, Brandschutz, Fluchtweg etc.“ Um Fehlerquellen zu vermeiden, müssten aber auch alle, die sich mit dem Gewerk Türen auseinandersetzen, die gleiche Sprache sprechen.

Voraussetzung für den Erfolg ist, dass sich die Gewerke füreinander interessieren, über den Tellerrand und über die eigenen Zuständigkeitsgrenzen hinausblicken.

Roland Joss, Experte für Sicherheits- und Türfachplanungsprojekte

Kooperative Zusammenarbeit als Schlüssel zum Erfolg

Katrin Höfer ist seit 2008 bei GEZE, seit 2016 als Geschäftsführerin der GEZE Service GmbH.

Katrin Höfer ist seit 2008 bei GEZE, seit 2016 als Geschäftsführerin der GEZE Service GmbH. © GEZE GmbH

Die Fachexperten diskutierten über die Herausforderungen erfolgreicher Bauplanung.

Die Fachexperten diskutierten über die Herausforderungen erfolgreicher Bauplanung. © GEZE GmbH

Dass verschiedene Perspektiven auf ein und dasselbe Thema auch bereichernd sein können, hob Prof. Dr. Thomas Schumacher hervor. Er regte an, andere Sichtweisen als hilfreich anzuerkennen. Um zu einem produktiven Ergebnis zu kommen, sei es zudem wichtig, den eigenen Bereich „nicht nur als Teil der Lösung, sondern auch als Teil des Problems“ zu sehen. Dadurch, dass sich jeder als „Einzelkämpfer auf der Baustelle“ sehe, wie Katrin Höfer erläuterte, finde die kommunikative Abstimmung zwischen den Gewerken kaum noch statt, und es kommt zu Unstimmigkeiten und Pannen. Ist die Aussparung für die Tür beispielsweise größer als vom Hersteller der Tür eingeplant, ist die Überraschung ärgerlich. Kooperative Zusammenarbeit ist also der Schlüssel zum Erfolg – darin waren sich alle Experten einig. „Voraussetzung ist, dass sich die Gewerke füreinander interessieren, über den Tellerrand und vielleicht über die eigenen Zuständigkeitsgrenzen hinausblicken“, fasste Roland Joss zusammen.